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Special 2 - Gab es das Panzerduell gar nicht ? (11)

Alle nachfolgenden Originalbilder - soweit nicht ausdrücklich anders dargestellt - stammen als Public Domain aus dem Archiv NARA, BPR (Air Forces Group) und wurden über diverse Quellen im Internet bezogen, Standbilder aus dem Originalfilm von Bates und Rosenmann stammen auch aus der Fassung des Originalfilms auf der DVD "1945 - Kriegsende in Köln" von Hermann Rheindorf.

 

f.) Bates filmte Pershing nicht

Rheindorf fragt an einer Stelle der Dokumentation, warum denn der Pershing Panzer nicht einmal auf den Bildern aus dem Haus zu sehen ist bzw. zusammen mit dem Panther im Hintergrund ?
Die von Bates gefilmten Beschußszenen des Panthers wurden wie bereits weiter oben festgestellt aus 11 Metern Höhe aufgenommen. Der Pershing - ebenfalls bereits weiter oben festgestellt - stand in einer Entfernung von ca. 10 Metern vor dem Haus. Um den Pershing zu filmen, hätte Bates bei den Nahaufnahmen, also mit einem montierten Teleobjektiv, aus der dritten Etage schon einen ziemlichen Schwenk nach unten auf den vor dem Haus stehenden Pershing machen müssen.

Welche Gründe sprechen gegen einen solchen Schwenk ?

1.) Ein solcher wilder Zwischenschwenk wäre damals und wäre auch heute bei professionellen Kameraleuten wie Jim Bates eher unüblich.
 
2.) Mit den aus dem Panther flüchtenden deutschen Soldaten hatte er bereits ein sehr lohnendes Motiv, wozu also in diesen Momenten wegschwenken auf einen Panzer, von dem man auch nicht weiß, wie er sich weiter verhalten wird, ob er z.B. noch einmal schießt oder nicht ?
 
3.) Mit dem an der Kamera montierten Teleobjektiv wäre keine gelungene Aufnahme des Pershing möglich gewesen, da er so nahe am Haus stehend nicht mehr komplett in den Bildausschnitt eines Teleobjektivs gepaßt hätte und allenfalls Teile des Pershing sichtbar gewesen wären. Man hätte erst das Normalobjektiv montieren müssen, zuviel Zeitverlust während eines aktuellen Kampfgeschehens - ein professioneller Kameramann wie Bates wußte das und hätte auch aus diesem Grunde keinen Schwenk gemacht.
 
4.) Bates hätte zudem manuell die Schärfe am Objektiv regeln müssen, beim Schwenk auf den Pershing scharfstellen müssen. Die Schärfeneinstellung eines Teleobjektivs ist bei einem 120 Meter entfernten Objekt eine andere als bei einem 10 Meter entfernten Objekt. Bei einem Rückschwenk auf den Panther hätte Bates ebenfalls wieder justieren müssen - und das während des laufenden Kampfgeschehens.
 
5.) Noch viel entscheidender ist aber, daß Bates sehr nahe an das Fenster hätte treten müssen, um aus 11 Metern Höhe einen 10 Meter vom Haus entfernten Pershing zu filmen, also in einem Winkel von gut 45 Grad. Es ist nachvollziehbar, daß Bates im Angesicht des deutschen Panthers nicht allzu nahe am Fenster stehen wollte, um dann eine gute Zielscheibe abzugeben. Also filmte er mehr aus dem Inneren des Zimmers heraus.

Diesen Blick auf den (da noch nicht brennenden) Panther und die Bereiche vor dem Haus der Deutschen Arbeitsfront dürfte Bates im Inneren des Zimmers stehend gehabt haben, 3 bis 4 m vom Fenster entfernt, als er mit seiner Filmsequenz begann. Dies folgt aus einer Auswertung von einzelnen Standbildern des Films auf denen Teile des Fensterrahmens als schwarzer Schatten ins Bild ragen. Aufgrund des Zoomobjektivs ist das Fenster bei den Aufnahmen weitgehend nicht sichtbar. Deutlich wird: die Bereiche unmittelbar vor dem Haus sind aus dieser Position überhaupt nicht einzusehen. Ein Schwenk nach unten würde nur auf dem Fußboden des Zimmers ankommen.

Das Bild mit dem Fensterrahmen maßstabsgerecht eingebettet in ein Bild von Heute aus dem Fenster, durch das Bates seinerzeit filmte. Angenommen da, wo das vordere Taxi steht, stand seinerzeit der Pershing, wird die notwendige Weite eines Schwenks gut erkennbar. Zudem ist die Fensterbank in diesem Zimmer sehr breit. Nur direkt am Fenster zu stehen hätte gar nicht ausgereicht, Bates hätte sich (so wie ich) weit aus dem Fenster lehnen müssen, um den Pershing filmen zu können.

Diese Kameraposition im Inneren des Zimmers würde übrigens auch noch einmal unterstützen, daß der Feuerball des abschießenden Pershing wenig Einwirkungsmöglichkeiten auf Bates Panther-Nahaufnahmen hatte (etwa Lichtreflexe im Objektiv, Blendungen etc.), da die vom Fenster entfernt im Raum befindliche Kamera gar keinen direkten Sichtkontakt zum Pershing und dem entstehenden Feuerball haben konnte.
 

Es gibt also zusammenfassend 5 gute Gründe für Bates, den Pershing während des Kampfgefechtes nicht ins Bild zu nehmen.

Als der Panther dann schließlich ausgeschaltet war, das Gefecht also beendet war, fuhr der Pershing wieder zurück in die Straße An den Dominikanern. Da konnte er in der Kreuzung also auch nicht mehr gefilmt oder fotografiert werden. Insofern sind die Aufnahmen von Rosenmann die einzigen Aufnahmen, die den Pershing in der Kreuzung stehend zeigen.

 

g.) Nahaufnahmen

Weitere Überlegungen. Warum sind die Aufnahmen des Panther von Bates mit Teleobjektiv in Nahaufnahme gemacht worden, wenn besonders gut Treffer und Details zu sehen sind und das Risiko besonders hoch wäre, es als Fälschung zu entlarven. Eine normale weitere Einstellung wie die meisten anderen Einstellungen des Originalfilms wäre doch ausreichend und bei dann mangelnder Detailgenauigkeit auch sicherer für eine gespielte Darstellung gewesen.
Bates stand mit seiner Kamera - wie wir oben gesehen haben - etwas weiter zurück im Zimmer-Inneren. Das ist vermutlich auch ein wesentlicher Grund für die Verwendung des Teleobjektives, denn bei einem normalen Objektiv wäre bei einer weiter vom Fenster entfernten Position zwangsläufig mehr vom Fenster auf den Aufnahmen zu sehen gewesen als von der Straße und den dortigen Ereignissen. Abgesehen davon hätte dies sicher auch zu Belichtungsproblemen (dunkles Zimmer, taghelle Straße) geführt. Es wäre das bereits oben gezeigte Bild, welches mit einem Normalobjektiv nur zu sehen gewesen wäre:


Zudem war es sicherlich auch ein dramaturgischer Gedanke, die Nahaufnahme zu wählen. Dem Feind sozusagen ins Auge zu blicken - für eine Wochenschau ein kalkulierter Nervenkitzel. Allerdings wäre auf die Nahaufnahmen seinerzeit sicher verzichtet worden, wenn dadurch die Gefahr bestanden hätte, daß dadurch aufgefallen wäre, daß es sich nur um eine gespielte Darstellung handelt. Und hätte Bates sich wirklich in das Innere des Zimmer gestellt, wenn das Panzerduell nur nachgespielt worden wäre, hätte er sich nicht vielmehr direkt an das Fenster gestellt, um gute Aufnahmen ohne störende Fensterrahmen oder Verwacklungen herstellen zu können ? Einen Beschuß hätte er dann ja nicht zu befürchten gehabt.

Insofern zeigt die Verwendung von Nahaufnahmen m.E. noch einmal deutlich, daß die Amerikaner nichts zu verbergen hatten und authentische Aufnahmen eines echten Panzerduells zeigen.

h.) Zustand des Panthers

Sollten die Aufnahmen von Bates tatsächlich am nächsten Tag nach dem eigentlichen Abschuß des Panther nachgestellt worden sein, stellt sich zwangsläufig eine weitere Frage. Müßte man nicht bei diesen Aufnahmen sehen können, daß der Panther bereits am Vortag abgeschossen worden war ?

Betrachtet man sich die Bilder von Rosenmann mit dem brennenden Panther, die laut Rheindorf ja am 6. März aufgenommen worden waren, sozusagen nach dem "Originalabschuß" stellt man schnell fest, daß es da richtig zur Sache geht bei Abbrennen des Panther:

Das ist auch kein Wunder, schilderte Gustav Schäfer, Funker eines anderen deutschen Panzers, der mit diesem Panther morgens in die Stadt gerollt war, doch, daß man mit Munition und Treibstoff gut versorgt gewesen sei. Da der Panther zuvor nur den Sherman abgeschossen hatte, dürfte hier einiges an Treibstoff und Munition im Panther als Brennstoff in Flammen aufgegangen sein.

Nun, nach so einem kräftigen Feuer erwartet man nun eigentlich am nächsten Tag, bei einem Nachdreh, keinen "schön" anzusehenden Panther mehr. Da müßte doch einiges arg verbrannt und demoliert ausgesehen haben.

Aber hat es das auch ? Nein !
Die laut Theorie Rheindorf ja mit dem am Vortag noch so heftig brennenden Panther nachgestellten Filmaufnahmen lassen dieses Ergebnis ganz und gar nicht nicht zu, wie die folgende Bildmontage zeigt:

Bild 1 zeigt ein Standbild aus Bates Film, welches entsprechend Theorie Rheindorf ja einen Panzer zeigen müßte, der am Vortag heftig ausgebrannt ist (siehe HTML5-Film oben). Jeder wird wohl schnell einsehen müssen, daß dies nicht sein kann. Dieser Panzer in Bild 1 ist bestimmt nicht am Vortag mit all seiner Munition plus Treibstoff abgebrannt. Er sieht bis auf das Trefferloch voll funktionstüchtig und unbeschädigt aus. Die Hülle ist nicht schwarz versengt, nichts abgeblättert.

Im Gegensatz zu den anderen 4 Bildern der Montage. Dort sieht man einen ausgebrannten Panzer. Es sind Bilder des Panther vom 7. März, als dort ein Pressetermin mit Soldaten des Pershing stattfindet.
Ja, so stellt man sich einen ausgebrannten Panzer vor, schwarzer Aussenhaut, abgeplatzte Farbe, Asche, eingefallene Panzerketten. Das Resumee ist eindeutig. Hier wurde keinesfalls am 7. März der Abschuß des Panther nachgestellt. Wir sehen am 7. März nur noch die kläglichen Überreste des am 6. März abgeschossenen und ausgebrannten Panther. Bates berühmte Filmaufnahmen entstanden am 6. März und wir sehen daher dort die deutsche Besatzung aus dem Panther fliehen.

3. Meine Quintessenz:
Rheindorfs Thesen zum Abschuß durch den Pershing sind weit davon entfernt, gesichert zu sein. Die Umstände, Tatsachen und vernünftige Überlegungen sprechen dagegen.

 

C. Trojanischer Panther

1. Rheindorfs These:
Rheindorf stellt die These auf, der Panther am Dom sei von einem von den Amerikanern gekaperten Panther geblufft worden. Dieser hätte dann den Panther am Dom abgeschossen und nicht der Pershing. Er beruft sich dazu auf die Aussage eines Familienmitglieds eines zwischenzeitlich verstorbenen Überlebenden des abgeschossenen Panther. Dieser habe behauptet man sei mit einem deutschen Panzer gelinkt worden, dieser sei aufgetaucht und habe sie dann plötzlich beschossen. Rheindorf zieht dies auch als Begründung heran, warum der Panther nicht auf den Pershing geschossen habe. In Düsseldorf soll es zuvor auch schon eine solche Kriegslist gegeben haben.

2. Meine Bewertung:

a.) Deutscher Panzer

Auch hinsichtlich dieser These von Rheindorf gibt es reichlich Fragen.
Konnten die Amerikaner tatsächlich
a) in einer vorher so nicht planbaren Situation,
b) in einem chaotischen Umfeld,
c) innerhalb so kurzer Zeit
d) einen funktionierenden deutschen Panzer finden und
e) amerikanische Soldaten finden, die einen gefechtsbereiten deutschen Panther bedienen konnten ?
f) Und dann auch so bedienen konnten, daß dieser in einer Situation, wo es auf Sekundenbruchteile ankam, auch noch perfekt einen anderen Panzer abschießen konnten ?
g) Der Panther wäre aus Richtung der vorrückenden Amerikaner gekommen, die in der Komödienstraße bereits nur wenige Meter entfernt waren. Eigentlich konnten in diesen Straßenzügen rund um die Komödienstrasse doch keine deutschen Einheiten mehr sein. War es da für die Besatzung des Panther am Dom tatsächlich zu erwarten, dass aus dieser Richtung ein deutscher Panzer auftauchte bzw. mußte es für die Besatzung ausreichend realistisch gewesen sein, einen Panther zu sehen ? Die Amerikaner mußten doch davon ausgehen, daß der Panther am Dom einen amerikanischen Angriff erwartete und voraussichtlich sofort schießen würde, wenn etwas im Sichtfeld auftaucht. Es wäre also aus Sicht der Amerikaner vollkommen unsicher gewesen, ob die deutsche Besatzung sich von einem derartigen Trick überhaupt hätte täuschen lassen und nicht vielleicht sofort geschossen hätte, davon ausgehend, es könne nur ein feindlicher Panzer aus dieser Richtung kommen. Geht man dann auf amerikanischer Seite so ein Risiko tatsächlich ein ?
Schon diese Fragen sprechen gegen die Verwendung eines trojanischen Panthers.

Wie sah die Situation am Dom aus ?
Der Panther am Dom mußte 5 verschiedene Richtungen, aus denen theoretisch Amerikaner kommen konnten, überwachen.

Die Pfeile zeigen woher Gefahr drohte: aus Richtung Wallrafplatz, Burgmauer, Komödienstraße, An den Dominikanern und Andreaskloster. Möglicherweise war dies der einfache Grund für die fehlende Zeit zu einem ersten Schuß auf den Pershing, der Panther war nur nicht schnell genug bei der Entdeckung des Pershing und der Ausrichtung der Kanone. In älteren Aussagen von Bates und Smoyer findet man entsprechende Hinweise, daß der Panther seine Kanone erst in Richtung Pershing bewegt hätte, als dieser in die Kreuzung einfuhr.

Etwa diesen Blick hatte die Panther-Besatzung auf den hinten an der Kreuzung auftauchenden Pershing-Panzer. Das Eckhaus links gab es damals schon, ebenso die rechte Häuserzeile mit dieser Häuserecke und hinten das Gebäude der Deutschen Arbeitsfront, aus dessen 3. Etage Bates filmte. Davor steht in etwa maßstabsgerecht ein Panzer Typ Pershing. Die damaligen hinteren Häuser der linken Häuserzeile waren damals natürlich mehr oder weniger stark zerstört, dennoch dürfte der Sichtbereich in Richtung Kreuzung so groß gewesen sein, wie auf dieser Bildmontage, denn die Ruinen an der Ecke erreichten sicherlich eine Höhe von mindestens 3 Metern, so daß der Pershing sie nicht überragen konnte.
Hat die Panther-Besatzung nur nicht geschossen, weil sie den Pershing als ganz neuen Panzertyp noch nicht kannte und daher unsicher war, was da in die Kreuzung fuhr - bei diesem kleinen Sichtbereich hatte man nicht viel Zeit, sich über den Panzertyp klar zu werden ? Der Pershing mußte den deutschen Soldaten noch ziemlich unbekannt sein, wie folgender Textausschnitt aus einem Artikel über den Pershing bei Wikipedia zeigt:

" ... die Panzer wurden ab Januar 1945 nach Europa verschifft .... Im Februar 1945 wurden die ersten zehn Pershings bei der 3. Armored Division unter General Omar Bradley zum ersten Mal eingesetzt. ... Der erste Pershing in Europa wurde bei seiner Feuertaufe am 26. Februar 1945 von einem Tiger I in Elsdorf abgeschossen (dieses Gefecht ist wegen des überraschenden Einsatzes des neuen US-Panzers auch als „Elsdorfer Überraschung“ bekannt)."
Artikel M26 Pershing. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 24. Juli 2008, 17:23 UTC. Link: Artikel

    Am 6. März 1945 rollte oben bereits erwähnter Gustav Schäfer als Funker in einem Panzer IV der Panzerdivision Feldherrenhalle durch Köln und traf an der Christophstraße auf die vorrückenden Amerikaner. Bei einem Interview gibt er später an, in diesen Tagen noch nichts von dem neuen Panzer der Amerikaner, dem Pershing, gewußt zu haben.
Aber auch in den Reihen der Alliierten war der neue Pershing vielfach noch unbekannt. So berichtet Clarence Smoyer, der Richtschütze des Pershing, in seinen Erinnerungen von den Reaktionen auf das Auftauchen seines M26 Pershings auf der 3ad.com Webseite:

"U.S. troops and German civilians were in awe of seeing the M26. Some troops thought it was a captured German tank."
Quelle: 3ad.com

Übersetzung:
"US-Truppen und deutsche Zivilisten betrachteten den M26 ehrfürchtig. Einige Truppen dachten, es handele sich um einen gekaperten deutschen Panzer."

Zudem berichtet Smoyer in der genannten Quelle, daß von den 20 nach Europa verschifften Pershings insgesamt 10 Stück an die 3. Armored Division und dort wiederum 5 Stück an sein 32nd. Armored Regiment gegangen seien. Smoyer gibt an, bis zum Kriegsende nie einen der anderen 4 Pershings seiner Einheit gesehen zu haben. Man kann sich also vorstellen, wie selten die deutschen Einheiten einen Pershing zu sehen bekommen haben.

Die neuen Pershing Panzer waren also noch weitgehend unbekannt und erst wenige Tage im Einsatz, als ein Pershing dem Panther in Köln gegenüberstand und die Besatzung des Panther möglicherweise einen Moment zuviel über diesen für sie noch unbekannten Panzer ins Grübeln kam.

Nach dem Abschuss "ohne Gegenwehr" war der deutschen Panzerbesatzung klar geworden war, daß es zu einer Fehleinschätzung gekommen war, dieses war ihr möglicherweise peinlich oder sie waren sogar tatsächlich davon überzeugt, der Pershing sei ein Panther gewesen und sie erzählten die Trojaner-Story guten Gewissens aber entgegen der Wahrheit?

Rheindorf präsentiert die Aussagen der Tochter des von ihm recherchierten überlebenden Soldaten König und eines Schwagers des von ihm recherchierten überlebenden Soldaten Bartelborth. Beide berichten, Vater bzw. Schwager hätten davon berichtet, von einem "deutschen Panzer" ausgetrickst worden zu sein. Hier fällt schon auf, daß nur von einem "deutschen Panzer" die Rede ist, die genauere Bezeichnung wie z.B. "Panther" fällt nicht und zwar bei beiden Personen nicht. Jeder Panzerfahrer hätte doch die genaue Bezeichnung erwähnt, also z.B. "Panther" und nicht nur "deutscher Panzer" (Ein Automechaniker würde auch nicht sagen, da kam ein deutsches Auto rein, wenn es ein BMW war oder ein Mercedes). Das würde dazu passen, daß die Soldaten den nagelneuen Pershing beim plötzlichen Auftauchen nur nicht zuordnen konnten und diesen daher in der Aufregung zunächst für einen deutschen Panzer hielten, ohne es aber auf den wirklichen Panzertyp eingrenzen zu können. Später wurde dann ein angeblicher Trick der Amerikaner daraus ....

Sternstunden des Journalismus erlebt man dann bei den Kommentierungen Rheindorfs. Er zeigt sich beeindruckt davon, daß beide Überlebenden doch so unabhängig voneinander von der Trojaner-Story erzählt hätten, immerhin hätten sie doch nach ihrer Gefangennahme nie wieder Kontakt gehabt.
Aber was sagt das schon aus, wenn beide vorher gemeinsam im gleichen Lazarett gewesen sind und sich dort oder auch schon vorher austauschen konnten. Wahrscheinlich werden sie dort nicht von ihren letzten Urlaubserinnerungen geschwelgt haben sondern über die unmittelbar hinter ihnen liegenden Gefechtshandlungen gesprochen haben. Im von Rheindorf gezeigten Bericht des Nachrichtenkorrespondenten Mike Levin vom 7. März heißt es, König hätte "next to him" (Bartelborth) gelegen, also König neben Bartelborth. Genug Zeit also, um sich auszutauschen, da war es garnicht mehr entscheidend, daß die beiden sich dann nach der Gefangennahme nicht mehr gesehen haben.
Und daß alle beide den angreifenden Panzer persönlich gesehen haben, ist auch eher unwahrscheinlich. Schließlich waren die Sichtmöglichkeiten aus einem Panzer heraus begrenzt, es gab ja keine Panoramafenster, sondern Schlitze und Optik. Am besten konnte noch der Kommandant sehen, das Sichtfeld des Richtschützen war schon sehr eingeengt. Welche Funktionen die beiden Panzersoldaten an welchem Ort im Panther ausübten bleibt unklar. Der Schwager berichtet in seinem kurz gezeigten Brief an Rheindorf (von diesem aber nicht vorgelesen), Bartelborth hätte im Rang eines Leutnants im Panzer die Funktion eines Richtschützen ausgeübt. Rheindorf äußert sich dahingehend, Bartelborth sei der Panzerkommandant gewesen. Wo aber war bzw. saß dann überhaupt König ? Aufgrund der Position der Sichtschlitze am Panzer hätte er als Fahrer, Funker oder Ladeschütze den anderen Panzer vermutlich nicht sehen können. Aus dem Film ergibt sich nichts hinsichtlich seiner genauen Funktion, die Tochter hält sich bei der Erzählung der auch ihr nur überlieferten Schilderungen ihres Vaters auch sehr zurück und erzählt vergleichsweise allgemein. Sie sagt im Verlauf der Erzählung z.B., "er" - der Vater - "habe nicht geschossen" und korrigiert dann "sie haben nicht geschossen". Diese Korrektur der Formulierung er/sie läßt darauf schließen, daß König jedenfalls nicht als Schütze tätig war. Und er war auch nicht der Kommandant. Das wiederum bedeutet, daß er den anderen Panzer mangels entsprechender Sichtmöglichkeit im Panzer mit größter Wahrscheinlichkeit garnicht mit eigenen Augen gesehen hat.

Vermutlich hat hier Bartelborth König diese Geschichte vom deutschen Panzer also im Lazarett nur weiter erzählt. Das würde auch noch einmal deutlicher machen, warum bei beiden Schilderungen auch immer nur von einem "deutschen Panzer" die Rede war und nicht etwa von einem Panther. Denn wenn der eine dem anderen erzählt, es sei ein "deutscher Panzer" gewesen, der da aufgetaucht sei, kann natürlich auch der andere nur von einem "deutschen Panzer" sprechen und nicht noch einen Panther daraus machen.

Und zur Untermauerung der Glaubwürdigkeit der beiden Trojaner-Aussagen behauptet Rheindorf dann auch noch, König habe "nachweislich keinen Grund" gehabt, "seine Kriegserlebnisse zu beschönigen oder die Leistung der Amerikaner zu schmälern".
Na, wie soll denn so ein Nachweis aussehen ? Wie will man so etwas feststellen ? Gibt es ein Führungszeugnis o.ä., in dem steht: "Soldat König ist eine ehrliche Haut, hat scharfe Augen, beschönigt oder schmälert nie" ???
Aber natürlich hört sich so ein "nachweislich" in einer Filmkommentierung erst einmal gewichtig an, wenngleich es letztlich nicht mehr als eine sinnleere Wortphrase ist.

Auch bei Betrachtung dieser These von Rheindorf muß man zudem wieder fragen, wo sind ausser den beiden Deutschen sonstige Zeitzeugen ? Ein (funktionstüchtiger) deutscher Panzer hätte vor Ort besorgt werden müssen. Eine Crew hätte ihn bedienen müssen. Er hätte an diversen amerikanischen Soldaten und Pressevertretern vorbei fahren müssen. Und niemand erzählt später davon ?

Schaut man sich zum Schluß einmal die beteiligten Panzertypen an, wird nachvollziehbar, was wohl am 6. März 1945 in den Köpfen der Panther- Crew vorgegangen ist, als der Pershing um die Ecke gefahren kam.


So einen Panzertyp haben die deutschen Soldaten in diesem Moment erwartet. Einen amerikanischen Panzer vom Typ Sherman. Es gab verschiedene Varianten des Shermans, jedoch gab es bei allen ein spezielles Laufwerk, wie man es oben im Bild markiert sehen kann. In der Regel verfügten die Sherman auch nicht über eine auffällige Mündungsbremse, an der Spitze des Kanonenrohrs gab es also keine gut sichtbare "Verdickung". Insgesamt wirkte der Sherman von seinen Aufbauten her auch eher etwas rundlich.

Schauen wir uns nun einen Panther genauer an, denn die deutsche Crew wollte ja einen deutschen Panzer erkannt haben, der da um die Ecke kam.

Quelle: Bundesarchiv, Bild 101I-478-2164-39 / Bayer / CC-BY-SA, Bild 101I-733-0030-20 / Sieg / CC-BY-SA; Bild 101I-244-2306-14 / Bauer / CC-BY-SA
Der Panther verfügt über ein ganz anderes Laufwerk. Grosse Laufrollen prägen das Bild. Der ganze Panzer wirkt klobiger und eckiger. Insbesondere verfügt der Panther über eine auffällige Mündungsbremse an der Kanonenspitze.

Was kam nun um die Ecke und irritierte offensichtlich die deutsche Panther-Crew ?


Ein Panzer mit großen Laufrollen, mit einer auffälligen Mündungsbremse an der Spitze des Kanonenrohres, ein Panzer der klobig und eckig wirkte. Ein Pershing.

Die deutsche Crew hatte nur wenige Sekundenbruchteile, um - nur durch ihre Winkelspiegel schauend - eine Entscheidung zu treffen.
Der Panzer kam aus Richtung der vorrückenden amerikanischen Truppen und der Panzer zeigte bei der Einfahrt in die Straßenkreuzung dem Panther seine Breitseite. Die Panther-Crew mußte also ganz schnell anhand auffälliger Merkmale des Panzers entscheiden, ob es sich um Freund oder Feind handelte. Nachdem ja direkt vor ihnen in der Komödienstraße schon amerikanische Panzer gestanden hatten bzw. noch standen, erwarteten sie aus der Parallelstraße kommend wohl auch eher einen amerikanischen Panzer und damit in erster Linie einen Sherman.
Der Panzer, der da erschien, hatte aber nicht das auffällige Laufwerk eines Shermans sondern eines, welches mit seinen großen, nebeneinander liegenden Laufrollen sehr dem eines Panthers ähnelte. Er hatte eine auffällige Mündungsbremse und er war klobig und eckiger als ein Sherman Panzer. Er trug zudem keine Markierungen, die ihn als amerikanischen Panzer erkennen ließen, z.B. einen weißen Stern.
Und ganz wichtig: diesen neuen Panzer-Typ Pershing kannten die deutschen Panzerfahrer ganz sicher noch nicht.

Somit war das Ergebnis eines Schnellchecks fast zwangsläufig schon vorbestimmt.

Es mußte aus Sicht der Panther-Crew ein deutscher Panzer sein, der da kam. Denn ein amerikanischer Panzer konnte es aufgrund der fehlenden bekannten Merkmale nicht sein !

Und daß die Umrisse des Pershing eher an einen deutschen Panzer erinnerten und eine Verwechslung möglich machten wird auch durch eine Erzählung des Pershing Schützen Clarence Smoyer deutlich, der auf der 3ad.com Webseite von den Reaktionen auf das Auftauchen seines M26 Pershings berichtet:

"U.S. troops and German civilians were in awe of seeing the M26. Some troops thought it was a captured German tank."
Quelle: 3ad.com

Übersetzung:
"US-Truppen und deutsche Zivilisten betrachteten den M26 ehrfürchtig. Einige Truppen dachten, es handele sich um einen gekaperten deutschen Panzer."

Selbst amerikanische Soldaten hielten den Pershing also zuweilen für einen deutschen Panzer !

Somit wird deutlich. Die deutsche Besatzung hat sich mit allergrößter Wahrscheinlichkeit bei ihrer in Sekundenbruchteilen getroffenen Freund/Feind-Beurteilung des auftauchenden Panzers einfach nur geirrt.
Sie war vermutlich wirklich davon überzeugt, daß es ein deutscher Panzer war, der da im Sichtfeld aufgetaucht war und dann überraschend auf sie geschossen hatte.

Damit kann die Story vom trojanischen Panzer getrost zu den Akten gelegt werden.

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