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Special - Wo stand der deutsche Panzer
beim Abschuß des Shermans ?
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Von welcher genauen Position aus hat der deutsche Panzer, ein Panzerkampfwagen V "Panther", eigentlich auf die vorgerückten Shermans geschossen ?

Da die damals Beteiligten, sei es die Besatzung des Panther als auch die amerikanischen Truppen in der Stadt vollkommen fremd waren, sind deren Aussagen betreffend die Örtlichkeiten naturgemäß nicht so exakt, wie es ein Einheimischer bestimmt hätte beschreiben können. Zudem war es in dieser großen unübersichtlichen Trümmerwüste auch gar nicht so einfach, die genaue Position einer Person oder eines Objektes zu bestimmen. Zumal bei den damaligen Augenzeugen sicherlich noch die Momente des Schocks und der Überraschung zu bedenken waren und bei jedem Menschen Beobachtungen ohnehin immer sehr subjektiv gefärbt sein werden. Mit anderen Worten, drei verschiedene Beobachter eines Ereignisses werden anschließend sicherlich auch drei mehr oder weniger abweichende Beschreibungen des Ereignisses abgeben.

Schließlich ist sicher bei einer Untersuchung der damaligen Ereignisse unter Hinzuziehung von Presseberichten auch noch zu berücksichtigen, daß gerade viele Vertreter der Presse in Köln in dem entscheidenden Moment des Gefechts gar nicht am Ort des Geschehens waren und die Geschehnisse vor Ort dann im Nachhinein bestenfalls noch aufgrund von Aussagen der tatsächlich Beteiligten für ihre Artikel zusammenfassen mußten. Und schlechtestensfalls konnten oder wollten sie tatsächlich Beteiligte gar nicht mehr befragen und formulierten dann ihre Artikel alleine aufgrund der vorgefundenen Örtlichkeiten und Sachlage so, wie sie sich die Geschehnisse am besten zusammen reimen konnten oder es für die Leser am spannensten erzählt werden konnte.

Der Armee Korrespondent Ed Cunningham schreibt in der Yank vom 01.04.1945 in dem Artikel "THE FALL of Cologne" zu den Geschehnissen, der deutsche Panther sei plötzlich von der Straße Dom Kloster um die Ecke gebogen und habe dann geschossen.
Das ist eine klare und vermeintlich stimmige Aussage, führt doch die Straße Domkloster tatsächlich parallel zur Hauptfassade des Kölner Doms auf die Kreuzung Komödienstraße / Marzellenstraße zu, also letzlich genau an die Straßenecke, an der der Panther schließlich von dem Pershing abgeschossen wurde. Man könnte also jetzt die Frage der Position als geklärt betrachten und sagen, der Panther habe von dieser Position die Shermans attackiert, würden nicht weitere Ausführungen in dem Artikel die so stimmig scheinende Darstellung in Frage stellen.
Cunningham beschreibt nämlich den weiteren Verlauf der Geschehnisse dann so, daß der Panther dann von dem Pershing abgeschossen wurde, als er gerade weitere amerikanische Panzer auf der Komödienstraße beschossen hätte. Es hört sich bei ihm so an, als ob alles in wenigen Minuten passiert sei.

Dies stimmt aber mit dem damaligen zeitlichen Verlauf nicht überein. Zum einen lag zwischen dem Beschuß der Shermans und dem Abschuß des Panthers durch den Pershing ein längerer Zeitraum, etwa mindestens eine Stunde.

Zudem kann dies schon nach den Aufnahmen des Filmkameramanns Garrell überhaupt nicht so stattgefunden haben.

Es gibt ein Bild von George Silk, aufgenommen nach Abschluß aller Gefechte am Dom, auf dem der Panther zu sehen ist, der auf den Sherman geschossen hat. Zu sehen ist auf diesem Bild rechts der Sherman und im Hintergrund an der Straßenecke Marzellenstraße der brennende Panther. Auffällig ist, daß der Panther dort wirklich gut zu erkennen ist, er ist nicht unauffällig oder leicht zu übersehen:


Ausschnitt eines Bildes von George Silk, Life Magazin

Sollte der Ablauf der Gefechte tatsächlich so stattgefunden haben, wie Cunningham es beschrieben hat, also Abschuß des Panthers noch während des laufenden Beschusses der amerikanischen Panzer in der Komödienstraße, müßte der abgeschossene Panther auf den Filmbildern von Garrell nach dem Beschuß des ersten Shermans ja zu sehen sein.

Hier ein Vergleich mit Filmbildern kurz vor und nach dem Abschuß des Shermans:

Im Hintergrund ist vor (rechts) und kurz nach dem Beschuß (links) kein deutscher Panzer dort zu erkennen, wo er später auf dem Foto von Silk zu sehen ist. Er steht also insbesondere nach dem Abschuß des Shermans garnicht an der Ecke Domkloster / Komödienstraße, da, wo er nun eigentlich nach der Beschreibung von Cunningham direkt im unmittelbaren zeitlichen Anschluß von dem Pershing abgeschossen werden müßte.

Video-Popup:
Originalfilm unter die Lupe genommen. Die Original-Filmszenen, denen ich die obigen beiden Standbilder entnommen hatte, habe ich mit einer Videosoftware bearbeitet und den Bereich gezoomt, wo der Panther später stand, als er vom Pershing abgeschoßen wurde - an der Straßenecke vor dem Dom. Zum Zeitpunkt nach dem Beschuß des Sherman stand er jedenfalls nicht dort, wie diese gezoomten Filmbilder auch noch einmal beweisen.

Damit kann Cunninghams Darstellung der Gefechte so nicht stimmen.

Warum er dies dann so darstellte, kann nur vermutet werden.

Wie ganz oben einleitend schon angedeutet, liegt hier vermutlich eine Schilderung vor, die darauf basiert, daß der Autor zumindest Teile der Geschehnisse, insbesondere den Abschuß des Sherman, garnicht selber miterlebt hat. Erst im Nachhinein hat er dann wohl aus groben Schilderungen und vor allem aus den vor Ort zu sehenden konkreten Folgen die Geschehnisse so konstruiert, wie er sich das als plausibel erklären konnte.
Vor Ort stand schließlich ein vom Pershing abgeschossener Panther und ein vom Panther abgeschossener Sherman. Vielleicht hatte man ihm auch noch erzählt, daß der Panther plötzlich aufgetaucht sei, dieser generelle Hinweis findet sich ja in mehreren Berichten, ohne dort aber genau den Ort des Erscheinens zu benennen. Oder er ging einfach auch so von einem plötzlichen Erscheinen aus, da es undenkbar war, daß der Panther schon von Anfang an dort so stand und die Shermans einfach so auf ihn zurollten. Bei dem dann weiterhin von ihm konstruierten zeitlichen Ablauf - Abschuß des Panthers während dessem fortdauernden Beschießen der amerikanischen Panzer in der Komödienstraße war es dann nur logisch, den Platz an dem der Panther abgeschossen wurde auch zu dem Platz zu erklären, an dem er dann ja zuvor plötzlich aufgetaucht sein mußte.

Aus den beschriebenen Gedanken heraus ergibt sich damit vermutlich auch der Erklärungsansatz für die verschiedenen nur ganz allgemein gehaltenen Beschreibungen, der Panther sei plötzlich „um die Ecke gebogen“ oder „aus einer Nebenstraße gekommen“.
Alle die, die den Panther vielleicht in dem entscheidenden Moment gar nicht genau beobachtet hatten, entweder, weil sie abgelenkt, nicht aufmerksam oder vielleicht auch überhaupt gar nicht anwesend waren, haben möglicherweise nur eine Schilderung dazu abgegeben, die ihnen selbstverständlich erschien, die einzige Möglichkeit, wie dies aus ihrere Sicht geschehen sein konnte, daß die Shermans beschoßen wurden.
Niemals hätte der Panther aus ihrer Sicht einfach so da stehen können, am Domplatz. Niemals wären die US Einheiten so unvorsichtig gewesen, daß sie den Panther gesehen und einfach ignoriert hätten. Schon garnicht hätten sie dort einfach eine Pause gemacht und in aller Ruhe auf den Räumdienst gewartet, wenn der Panther dort  sichtbar gestanden hätte.
Daher konnte es nur sein, ja es mußte einfach so sein, daß der Panther plötzlich erschienen ist und wenn er schon plötzlich erschien und dabei nicht einfach aus dem Boden hochgeploppt ist oder vom Himmerl gefallen war, blieb ja garnichts anderes übrig, daß er hinter irgendwelchen Gebäuden bzw. Trümmern hervor gekommen ist. Da insbesondere die Amerikaner im Stadtaufbau sehr dem Block-System verhaftet sind, in allen militärischen oder journalistischen Berichten somit auch in Köln bei Entfernungen immer gerne von Blocks sprachen und zwischen Blocks ja regelmäßig auch Straßenzüge liegen, war es für Beobachter auch selbstverständlich, daß hinter Blocks immer Seitenstraßen liegen mußten. Kam also ein Fahrzeug von irgendwo her plötzlich in den Sichtbereich, konnte dieses eigentlich nur aus einer Nebenstraße gekommen sein bzw. einfach nur um eine Ecke.

Zurück zur Darstellung Cunninghams. Auch aus anderen Gründen scheint seine Darstellung, der Panther sei aus der Straße Domkloster aufgetaucht, nicht schlüssig zu sein. Dazu muß man sich eigentlich nur eine Frage stellen:

Wie wahrscheinlich ist es denn überhaupt, daß der Panther aus dem Domkloster (oder alternativ auch der Marzellenstraße, jedenfalls eine den Shermans sehr nahe Nebenstraße) vorgefahren ist und dann von der Kreuzung aus in die Komödienstraße geschossen hat ?

Grundsätzlich ist es natürlich denkbar, der Pershing, der später den Panther abgeschossen hat, ging letztlich ähnlich vor, stieß aus der Straße An den Dominikanern in die Straßenkreuzung zur Marzellenstraße vor und schoß von dort auf den Panther.
Aber da ist auch schon ein erster gravierender Unterschied bei den beiden Situationen. Beim Pershing gab es erkennbar nur einen Panzer als Gegner. War der getroffen, bestand sofort keine Gefahr mehr.
Bei den vorrückenden Amerikanern war es anders. Es waren mindestens zwei Sherman Panzer, die Bartelborth als Kommandant des Panther erblickt hatte. Er wußte nicht, in welchem Stadium der Gefechtsbereitschaft die Shermans standen. Aufgrund der allgemeinen Gefahrenlage mußte er aber damit rechnen, daß sie aufmerksam sein würden und sofort reagieren konnten. Insofern hätte durchaus die Gefahr bestanden, daß vor allem der nicht getroffene Sherman direkt zurück geschossen hätte und auch dem gut gepanzerten Panther in einer Entfernung von nur 120 m durchaus auch noch gefährlich werden konnte. 
Und der Panther konnte sicher auch nicht 100% ausschließen, daß ggf. noch weitere US-Panzer im Hintergrund auf der Komödienstraße lauerten und das Feuer eröffnen konnten, als der Panther sehr prominent am Ende der Komödienstraße aufgetaucht wäre.

Zudem, wäre der Panther aus einer der beiden genannten Seitenstraßen aufgetaucht, hätte er aufgrund der Fahrtrichtung auch seine Breitseite gezeigt.

Der Panther hätte auch damit rechnen müssen, daß die Amerikaner aufgrund seiner nahen Motorengeräusche besonders aufmerksam gewesen wären und auf einen Angriff vorbereitet gewesen wären. Aufgrund der räumlichen und zeitlichen Situation vor Ort hätte aus ihrer Sicht ganz eindeutig dann nur ein deutscher Panzer auftauchen können.

Schließlich hätte er bei einer Fahrt in den Kreuzungsbereich hinter den Ruinen hervor auch erst einmal die Shermans in den Zielfokus nehmen müssen, was auch etwas Zeit in Anspruch genommen hätte, Zeit, die dann für den Gegner gespielt hätte.

Auch aus den Schilderungen, die Panther Kommandant Bartelborth in einem Brief in den neunziger Jahren gegeben hat und der in den Dokumentationen von Rheindorf ausschnittweise verwendet bzw. gezeigt wird, ergibt sich kein Hinweis, daß  der Angriff des Panther im Rahmen eines plötzlichen Vorstoßes aus einer Seitenstraße erfolgt ist. Bartelborth schreibt, daß er die Kuppeln der US Panzer per Zufall durch die Trümmer hindurch in der Komödienstraße gesehen hatte, dabei aber nicht direkt in diese Straße hinein schauen konnte. Er schreibt dann als nächstes NICHT, daß er dann direkt vor die Komödienstraße gefahren sei sondern geht bei der Beschreibung direkt von der genannten Beobachtung in den Beschuß der Panzer über. Auch die dann folgende Beschreibung, daß er aus einer Explosion und Qualmentwicklung entnommen habe, daß man einen Sherman getroffen haben müsse, läßt eigentlich nur den Rückschluß zu, daß der Beschuß jedenfalls nicht aus dem Kreuzungsbereich Marzellenstraße/Domkloster heraus erfolgt ist.
Denn aus einer Position dort, also nur 120 m von den Shermans entfernt, waren die Shermans schon sehr gut zu sehen und auch ein Treffer konnte von dort sicherlich ganz unmittelbar gesehen werden, ohne daß man das erst aus Begleitumständen wie Explosion oder Qualm indirekt schließen mußte.
Auch die Beschreibung, man habe nicht in die Straße hinein schauen können, erscheint nicht verständlich, wenn der Panther sozusagen direkt am Beginn der Straße gestanden haben sollte.

Mit der Schilderung, daß er die Kuppeln der anrückenden Panzer gesehen haben will, scheiden zudem auch Beobachtungs-Positionen in den aus Sicht der Shermans noch vor dem Dom liegenden Nebenstraßen aus. Es ist kaum vorstellbar, daß der Panther tatsächlich aus einer Position in der Marzellenstraße oder An den Dominikanern auf der einen Seite sowie am Domkloster oder sonst am Domvorplatz auf der anderen Seite einen ausreichenden Einblick in die Komödienstraße hatte und so von dort die anrückenden Shermans erkennen konnte.
Dazu muß man sich einfach nur die Bilder anschauen, die nach den Gefechten in der Komödienstraße mit Blickrichtung Dom aufgenommen worden sind. Zum einen das oben bereits gezeigte Bild von George Silk vom Life Magazin. Es ist aufgrund der Häuserruinen auf beiden Straßenseiten unmöglich, seitlich links und rechts von der Straße durch die Häuser auf die am Ende der Komödienstraße vor dem Dom liegenden Seitenstraßen durch zu schauen.

Was ist mit den Trümmergrundstücken zwischen den Häusern, konnte man vielleicht durch diese blicken ?

Fotoausschnitt: Bryan Allen. Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung von Dave Allen
Nein, dort ist auch kein Durchblick möglich. Auf der aus Sicht des Sherman rechten Seite der Komödienstraße sowie auch an anderen Stellen liegen zwischen den Häusern Schuttberge weit höher als ein Panzer.
Kann man aber schon aus dieser Blickrichtung nicht auf die Seitenstraßen vor dem Dom schauen, ist natürlich auch umgekehrt der Blick aus den dortigen Seitenstraßen auf die Shermans genau so wenig möglich gewesen.

Alleine ein Streifen von der Komödienstraße über die Trankgasse bis hin zum Hauptbahnhof bzw. der Unterführungen Johannisstraße / Trankgasse ist - abgesehen von Schutt auf der Straße - vom Sherman aus durchgängig sichtbar, mit anderen Worten, die Beobachtung der durch die Komödienstraße kommenden Shermans war eigentlich auch nur aus einer in diesem Streifen liegenden Position möglich.

Die gesamte Beschreibung Bartelborths läßt nach alledem eher den Schluß zu, daß hier eine größere Entfernung zwischen Panther und Shermans vorgelegen haben muß, als die 120 m in der vordersten Linie. Für den weiter entfernteren Bereich am Bahnhof bzw. im Bereich der Unterführungen unter den Gleisen wäre die Beschreibung stimmiger. In eine Straße, in der im vorderen Bereich hohe Trümmer liegen, kann man aus größerer Entfernung in der Tat nicht direkt hinein schauen, die Trümmer versperren bzw. behindern den Blick bei einer solchen Entfernung einfach zu stark.
Aus dieser weiten Entfernung und hinter den Trümmern war das Ergebnis des Beschußes sicherlich auch nicht ganz so eindeutig sofort zu sehen, wie bei einem Beschuß aus 120 m, so daß hier die Feststellung, man habe erst durch Explosion und Qualm den Treffer erahnt, ebenfalls sehr stimmig wäre.
Aufgrund der Entfernung wäre auch die Deckung für den Panther weitaus besser gewesen als vorne direkt zu Beginn der Komödienstraße und damit das Risiko, daß der z.B. zweite Sherman seinen Gegener direkt und schnell hätte lokalisieren und genau anzielen können.
Zudem konnte der Panther in einer Position weiter weg und damit im Bereich der Unterführungen unter den Bahngleisen vermutlich auch mit seiner Frontseite nach vorne Richtung Komödienstraße ausgerichtet stehen, somit weniger Angriffsfläche bietend und zudem mit der besser gepanzerten Frontseite relativ gut geschützt. Auch konnte er sich dort durch sofortiges weiteres Zurückziehen in die Unterführungen ganz einfach einem eventuellen Beschuß der Amerikaner entziehen.


Bildmontage: so in etwa könnte Panther Kommandant Bartelborth die anrückenden Shermans in der Komödienstraße aus weiterer Entfernung, etwa aus dem Bereich der Unterführungen der Trankgasse/Johannisstraße gesehen haben. Die Kuppeln überragen die auf der Straße vor ihnen liegenden Trümmer. Einen richtigen Einblick in die Straße hatte man durch die Trümmer nicht, aber Bartelborth wagte den Beschuß und traf.

Daß der Panther aus einer der nahen Seitenstraßen VOR dem Dom aufgetaucht sein könnte, wird auch durch eine Aussage des Fotografen Fred Ramage stark in Frage gestellt. Dieser formuliert die entscheidenden Minuten beim Abschuß des Shermans in seiner Erzählung vom Vorfall gemäß Magazin "After the battle", Heft 104, Seite 21 wie folgt:

"There was an ominous silence. I saw a German tank approach from a side road. It was to late to run."

Übersetzung:
"Dort war eine unheilvolle Stille. Ich sah einen deutschen Panzer, wie er sich aus einer Seitenstraße näherte. Es war zu spät zum Weglaufen."

Die so von ihm formulierte "unheilvolle Stille", die zuvor noch geherrscht hatte, paßt nicht dazu, daß im nächsten Moment in nur 120 m Entfernung ein Panther Panzer überraschend vorfährt. Mit einem kräftigen Motor ausgestattet ( in der Regel ein 700 PS starker Maybach-Zwölfzylinder-Ottomotor) wäre ein Panther in 120 Metern Entfernung tatsächlich keine Überraschung mehr gewesen sondern hätte sich alleine durch Motorgeräusch und Fahrgeräusche schon lange vor dem ersten Sichtkontakt angekündigt. Eine "unheilvolle" Stille hätte es dort sicher nicht gegeben. Auch dies spricht dafür, daß der Panther eher an einer weiter entfernteren Position stand bzw. aufgetaucht ist, wo er vorher vom Geräuschpegel her nicht ganz so gut zu hören gewesen war.

"Seitenstraßen" oder was man in einem gigantischen Trümmerumfeld sonst als solche bezeichnen würde, gab es ja auch noch im räumlichen Bereich zwischen Dom und Hauptbahnhof bzw. hinter dem Dom, also alles etwas weiter entfernt.

Betrachtet man weitere Schilderungen der Ereignisse, wird die vermutlich tatsächliche Position des Panthers noch deutlicher. So hat der 1945 am Dom kommandierende Einsatzleiter Col. Clifford L. Miller (und als solcher war er damals tatsächlich auch vor Ort anwesend) im Jahr 2001 als Privatmann an den Schützen des Pershings, Clarence Smoyer, einen Brief geschickt, um diesem für seinen damaligen Einsatz zu danken. In dem Brief beschreibt Miller auch, wie der Panther den Sherman in der Komödienstraße abgeschossen hat:

"The Jerry Panther came out of an underground railway station to the left (north) of the Cathedral and knocked out one of the mediums point blank."

Übersetzung:
"Der deutsche Panther kam aus einem Untergrund Bahnhof links (nördlich) des Doms heraus und schaltete einen der Medium Panzer aus kurzer Distanz aus."

Dieser Satz ist bemerkenswert.
Denn Miller erwähnt einen Bahnhof, aus dem der Panther gekommen war. Nun ist der Kölner Hauptbahnhof allerdings kein Untergrund-Bahnhof. Die Gleise des Bahnhofs liegen sogar eine Ebene über dem Domplatz. Auf Höhe des Domplatzes liegen unter den Bahnsteigen die Passagen und Zugänge zu den Gleisen.

Allerdings befinden sich unterhalb des zur Hohenzollernbrücke hin gelegenen Teils des Bahnhofes ja die Unterführungen der Trankgasse und der Johannisstraße.

Es gibt eine Schilderung eines Kompaniechefs des 677 Pionier-Bataillons, Ferdinand Müller, aus dem Jahrbuch 66 des Kölner Geschichtsvereins, in der Abhandlung „Wer hat am 6. März 1945 die Kölner Hohenzollernbrücke „verteidigt“ ?“. Müller stand mit seiner Kompanie seit den frühen Morgenstunden des 6. März 1945 im Bereich des Doms, insbesondere auch im Tunnel der Trankgasse sowie nördlich und südlich davon. Müller schildert, daß am Vormittag auch zwei Panzer in diesem Tunnel standen und einer davon dann mit einem Oberleutnant an Bord in Richtung Westen davon gefahren sei. Müllers Einheit wurde jedoch gegen Mittag abgezogen und befand sich gegen 13 Uhr, als die Hohenzollernbrücke gesprengt wurde, bereits im Bereich Severinstraße. Der Verbleib des zweiten Panzers bleibt auch nach diesem Bericht unklar. Die Zahl von zwei Panzern korrespondiert auch mit der Aussage des MG-Schützen Gustav Schäfer, der schildert, am Morgen des 6. März in einer Gruppe von drei Panzern über die Hohenzollernbrücke gekommen zu sein und dann mit seinem Panzer IV direkt weiter Richtung Westen gefahren zu sein, die zwei anderen Panzer zurück lassend. (Zu den weiteren Aktivitäten dieses Panzer IV mehr auf der Seite Die zerfetzte Leiche der Katharina Esser). Die Unterführungen war dem Panther also bekannt, er stand am Morgen dort, als man gerade über die Brücke in diesen Bereich herein gefahren war. Somit war ihm auch die strategisch gute Position der dort befindlichen Unterführungen bekannt. Dunkle Unterführungen und keine Möglichkeit für Beobachtungsflugzeuge, die Position zu erkennen. Aufgrund der umgebenden Mauern und den darüber liegenden Gleisanlagen auch eine sehr gute Deckung.

Flugzeuge ? Im Buch von Taylor/Niessen, Frontstadt Köln, Endkampf 1945 an Rhein und Ruhr, wird darüber berichtet, daß beim Vormarsch ständig "Piper Cubs", kleine einmotorige Aufklärungsflugzeuge, über der Stadt gekreist und ihre Beobachtungen an die Befehlsstellen der vorrückenden Bodentruppen gemeldet hätten. Erkannte Widerstandsnester wurden dann von der Artillerie beschossen oder direkt von Panzern unter Feuer genommen.

Insofern wäre auch aus diesem Grund die Position in der Unterführung eine sehr gute Wahl zur Vermeidung von Entdeckung und als Schutz vor Beschuß gewesen.

Da diese Unterführung aufgrund ihrer Länge recht dunkel war und für einen neutralen Beobachter so wirken konnten, als ob sie Bestandteil des gesamten Bahnhofskomplexes waren, konnte es durchaus den Eindruck erwecken, daß ein Panzer, der aus der Unterführung hervorkam, "aus dem Bahnhof" heraus kam.


Blick aus der Komödienstraße. Im Hintergrund sind der Bahnhof und die betreffenden Unterführungen (Pfeil). Hier kann sehr gut der Eindruck entstehen, es sei ein Zugang zum Bahnhof oder einem Untergrundbahnhof.


Die Unterführungen heute. Blick von der Trankgasse. Die Trankgasse führt weiter herunter zum Rheinufer, die Johannisstraße führt unter den Gleisanlagen durch weiter zur Nordseite des Bahnhofs und dem dort befindlichen Kunibertsviertel.

Zusammenfassend unterstützt auch Millers Beschreibung die These, daß der Panther dem Sherman in der Unterführung aufgelauert hatte und aus der Unterführung bzw. nach dem Herausrollen aus dieser direkt geschossen hatte.

Auch Andy Rooney. damals Korrespondent der Army-Zeitung "Stars and Stripes" schreibt am 7. März 1945 in einem Bericht, ein Panzer habe "from beyond the far side of the cathedral, hidden behind brick rubble" geschoßen. Übersetzt heißt das in etwa: "von jenseits der anderen Seite des Doms, hinter Ziegelbruch versteckt" habe er geschossen. Auch dies deutet eindeutig darauf hin, daß der Panther von einer Position hinter dem Dom geschossen hat, also etwa aus der Unterführung, die ja von der Lage her hinter dem Dom liegt. Schutt lag in diesen Tagen überall in der Stadt, Menschen oder Fahrzeuge waren damit regelmäßig ganz oder teilweise hinter Schutt verborgen.

Quintessenz:

Nach meiner Überzeugung spricht einiges dafür, daß der Panther seinen Beschuß der Shermans jedenfalls nicht von der Kreuzung Marzellenstraße / Komödienstraße / Domkloster aus getätigt hat, sondern vielmehr weiter hinten im Bereich der Unterführung Johannisstraße / Trankgasse gestanden hat und von dort aus auf die Sherman Panzer geschossen hat.

Erst nach dem Abschuß des Sherman rollte der Panther dann einige Zeit später zu dieser Position an der Straßeneinmündung Marzellenstraße, ca. 120 m vom getroffenen Sherman entfernt, an der er dann auch später verblieb.

 

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